Das Goldschmiedehandwerk ist ein sehr altes und traditionsreiches Handwerk. Viele Werkzeuge,
die wir heute benutzen sehen noch genauso aus wie vor vielen hundert Jahren oder sind sogar Originale aus Werkstattauflösungen. Sie können heute noch genauso gebraucht werden wie früher.
Es hat sich aber auch vieles verändert und weiterentwickelt. So arbeiten wir heute mit einer Mischung aus Tradition und Innovation und versuchen beide zu einem Arbeitsmodell zu vereinen.

Das Goldschmiedehandwerk kann ein dauerhafter Lernprozess sein. Meistens ist man in seiner Ausbildung auf einen bestimmten Stil/ eine bestimmte Richtung gepolt und startet von dort aus in ein Berufsleben in dem es noch viel zu lernen gibt. So schafft man es zum Beispiel meistens nicht alle sogenannten Sondertechniken in der Berufsausbildung zu erlernen.

Eine dieser Sondertechniken ist das Ziselieren und diese möchten wir heute etwas ausführlicher erklären.
Es gibt in unserer Werkstatt einige verschiedene Musterpunzen. Das sind Werkzeuge aus Stahl, im Grunde Stempel mit verschiedenen Mustern oder unterschiedlich geformten Flächen die man in das Metall einhauen kann. Hier erklärt sich auch schon ein Teil der Arbeitsweise- diese Stempel werden immer mit einem mehr oder weniger schweren Hammer in das Metall getrieben.

Beim Ziselieren wird dazu als Unterlage nicht der Amboss sondern eine Kittkugel verwendet. Eine Kittkugel ist eine halbrunde Schale aus Gusseisen, die mit einem speziellen, recht weichen Kitt gefüllt ist. Kitt benutzen wir zum Beispiel auch um ein Schmuckstück festzuhalten während ein Edelstein eingefasst wird. Kitt ist bei Raumtemperatur hart und wird weich und klebrig wenn er erwärmt wird. Diese klebrige Eigenschaft machen wir uns beim Ziselieren zu nutze und kleben ein Gold- oder Silberblech in die Kugel ein, indem wir den Kitt in der Kugel erwärmen und das Blech hineindrücken. So haben wir den entscheidenden Vorteil, dass wir beide Hände zum arbeiten frei haben – essentiell zum Ziselieren.
Wenn der Kitt erkaltet ist können wir mit dem Ziselieren beginnen.

In unserem Instagram-Post haben wir einen Aspekt der Technik angesprochen: das einprägen des Musters nur von der Rückseite. Das geht verhältnismäßig schnell und bringt einzigartige verspielte Ergebnisse.
Der weiche Untergrund in der Kittkugel ermöglicht aber auch noch einiges mehr. Man kann beim Ziselieren ein detailliertes dreidimensionales Motiv herausarbeiten, indem man das Werkstück immer abwechselnd von der Vorder- und Rückseite bearbeitet.
Der Stahlstempel wird hierbei mit einem speziellen Ziselierhammer zunächst in einer fließenden Bewegung in das Metall geführt um die Außenlinien abzusetzen. Im Anschluss daran werden die gewünschten Vertiefungen detailliert von beiden Seiten im Wechsel ausgearbeitet. Hierzu wird das Stück immer wieder aus dem Kitt entfernt, gereinigt und umgedreht.
Hier lässt sch auch schon erkennen- die zeitintensive Technik ist weitgehend aus unserem alltäglichen Handwerk verschwunden da man die investierte Arbeitszeit kaum überblicken kann.

Am Ende präsentiert sich jedoch ein lohnenswertes und unvergleichliches Ergebnis.

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